Erfahrungsbericht unsere Vereinsmitglieds Fred Kremer zur Everesting-Challenge:

Everesting-Motto: Don’t stop when you are tired | Stop when you are done!

Da weiterhin organisierte Wettkämpfe nur schwer und unter extremen Auflagen zu veranstalten sind, müssen sich auch Radrennfahrer andere Herausforderungen suchen. Ein Phänomen dieser Zeit ist das vermehrte Absolvieren des sogenannten Everestings. Dabei ist ein ausgewähltes Strava-Segment solange zu absolvieren, bis die Höhenmeter des Mount Everest (8848 Meter) akkumuliert sind.

Auch in meiner Bochumer Trainingsgruppe ist dieser Gedanke aufgekommen und am Samstag war es soweit. Da so richtig lange Berge hier eher Mangelware sind und dieser Berg auch noch andere Merkmale wie Verkehrsärme, Steigungsgradient und eine gut zu bewältigende Abfahrt aufweisen sollte, war die Auswahl letzten Endes nicht besonders groß. Wir einigten uns schließlich auf ein Segment ganz in der Nähe (https://www.strava.com/segments/24149404). Dieses war 120 mal hoch und runter zu bewältigen, um Richtung “hoch” auf 8848 Höhenmeter zu kommen.

Am Tag selber hieß es also 4:30 Uhr aufstehen, reichlich Frühstücken und noch reichlicher Kaffee konsumieren. Um 5:30 trafen ich mit mit Felix und Janik dann zur gemeinsamen Anreise mit dem Rad zum Ort des Geschehens, mit dabei für jeden ein großer Rucksack voller Verpflegung. In meinem Fall sieben Liter Wasser und Iso, ein ganzes Bananenbrot, ein paar Energieriegel und ein einziges Gel. Vor Ort angekommen, legten wir unsere Rucksäcke ins Gebüsch und begannen unsere Kletterei, immer darauf bedacht, unser Tempo zu mäßigen und das Systemgewicht so gering wie möglich zu halten. Immer nur eine Flasche am Rad und ein oder kein Verpflegungsstück in der Trikottasche. Da sich ein frühes Überziehen der Leistung bei dieser Art von Belastungspäter böse rächen kann,  war mein persönliches Ziel, den Anstieg recht großzügig unterhalb meiner anaeroben Schwelle zu absolvieren. Ich setzte mir also ein persönliches Maximum von 340 Watt bergauf und versuchte Antritte insgesamt zu vermeiden und nach der Wende sanft zu beschleunigen. Die ersten 20 von 120 Runden gingen Recht schnell von der Hand und wir hatten als Gruppe einen recht geschmeidigen Rhythmus. So nach und nach trafen auch Anhänge, Familie und Bekannte aus der Gegend (vor allem andere Radfahrer) ein und vertrieben ein wenig die Monotonie durch Unterhaltung in den kurzen Verpflegungspausen oder boten einige Runden Begleitung. Als dann die Hälfte geschafft war, dachte ich voller Optimismus, dass diese Nummer vielleicht doch nicht so hart sei wie befürchtet, allerdings machte ich die leidvolle Erfahrung, dass „Hälfte“ an diesem Tag ein relatives Konzept sein sollte. Da ich doch etwas zu dick gekettet hatte, ächzten meine Knie unter der niedrigen Trittfrequenz und der hohen Belastung dann doch etwas. Aber letzten Endes war die Herausforderung für mich eher mentaler als körperlicher Natur. Regelmäßiges Essen und striktes Einhalten meiner Wattbereiche, sowie meine Lebenskilometer hielten das Leiden nach hinten raus dann noch in Grenzen, obwohl ich dieses Unterfangen mit zwei deutlich (gewichtsmäßig) leichteren Begleitern angegangen war. Schlimmer waren eigentlich die zwei Stunden Malleschlager als musikalische Begleitung zwischendurch. Als ich nach der letzten Runde vom Rad stieg dachte ich so für mich: „Ok, abgesehen von der Monotonie bist du jetzt gar nicht so fertig….“. Wir gönnten uns ein kühles Bier, das uns netterweise die Freundin von Felix mitgebracht hatte, was uns natürlich direkt in den Kopf stieg und das Leiden abminderte. Erst zuhause nach der Dusche traf mich der Hammer. Eine Art der Erschöpfung, die ich so noch nicht kannte. Irgendwie umfassender, aber auch weniger vordergründig als die Erschöpfung nach kürzeren und intensivern Rennbelastungen. Also alles in allem eine sehr reizvolle Erfahrung und durchaus auch für Nicht-Rennfahrer schaffbar.9167e93d-8a92-45be-882c-0168507e6f64

Hier noch ein paar Zahlen:

8953 Hm, 228,9 Km, 192 Watt im Schnitt (gewichtet 232), ca. 10000 kcal verbraucht, 12:10 Stunden Fahrtzeit, 14 Stunden Gesamt, ca. 14 Liter Wasser.

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Hier der Link zur Stravaaufzeichnung:

https://www.strava.com/activities/3715153816

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