Zwift statt Siff oder „Verbindungsabbruch!“ ist der neue Platten!

Ein Erlebnisbericht von Stefan Rühl!

Es ist Montag Abend, 18:00 Uhr in Werne. Das durchschnittliche Vereinsmitglied des RSC Werne öffnet sich eine Flasche Dortmunder Bier und freut sich auf einen gemütlichen Fernsehabend, um sich von den Strapazen des Wochenendes zu erholen. Bei einem kleinen Teil der Sportler tun sich allerdings merkwürdige Dinge. Gegen 18:10 Uhr steht der Radsportler auf, geht ins Bad, um sich frisches Gel in die Haare zu dosieren, zu fönen und die Augenbrauen nachzuziehen. Danach kleidet er sich in einen Aero-Einteiler um dann einen Raum zu betreten, der einem normalen Radsportbegeisterten so fremd ist wie die Brücke des Raumschiff Enterprise. Im Zentrum steht eine Maschine, die entfernt an ein Hochleistungs-Rennrad erinnert, jedoch mit allerhand futuristisch anmutenden elektronischen Geräten entstellt ist. Vor dem Rad steht ein mindestens 65“ großer Monitor, die anderen Wände sind mit bodentiefen Spiegeln verkleidet. Die Szenerie ist in ein hellblau schimmerndes Licht getaucht. Der Radsportler startet die Computer, schwingt seinen Astralkörper auf die Maschine und fängt mit konzentriertem Blick an, zu treten. Ab und zu blickt er nach links oder rechts in einen der Spiegel und wirkt sehr männlich und sehr zufrieden…

Soweit die Vorurteile – zu Zwift – “virtuelles” Radfahren.

Aber die Wahrheit sieht anders aus. Nachdem sich der ambitionierte Radsportler das Geld für das Indoor-Trainingsequipment über Jahre hinweg vom Biergeld abgespart hat und der Traum vom Training vor dem heimischen Großbildfernseher im Wohnzimmer 10 Sekunden nach Ankunft des Ehepartners geplatzt ist, landen die meisten Trainingswilligen wie Harry Potter in einer Kammer unter der Treppe, wo sich nach einer halben Stunde Training die Rauhfasertapete, vom Schweiß vollgesogen, freiwillig von der Wand löst.

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Dies ist dann eher eine 43 Zoll Fernseher-Ansicht im Frontmodus!

Der Unbeirrbare starrt mit zugekniffenen Augen auf den kleinen Bildschirm seines Handys und versucht, die Informationen, die von der Trainingsplattform bereitgestellt werden, zu entziffern. Nebenbei versucht er noch, das Kind zu betreuen und den Müll rauszubringen…

 

 

 

Das ist die Realität – interpretiert von Stefan!

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Manche haben das Glück und dürfen das Indoor-Equipment auch im Wohnzimmer aufstellen!

 

Ungeachtet der menschenverachtenden Bedingungen dieser Trainingsmethode treffen sich trotzdem jeden Montag Abend um 18:30 Uhr so um die 10 RSC-Unbeirrbare, um ihr Leid mit anderen zu teilen. Hier werden die Möglichkeiten der Trainingsplattform „Zwift“ genutzt, um trotz Corona-Pandemie und früher Dunkelheit gemeinsam mit Gleichgesinnten Zeit auf dem Rad zu verbringen. Bei Zwift bietet sich die sogenannte Gruppenfahrt an, die die

 

Radsportler/innen unabhängig von ihrer Leistung immer wie mit einem Gummiband verbunden in der Gruppe zusammenhält.

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Die Gruppe fährt gemeinsam – aber am Ende gibt es einen Sieger?!

Leistungsunterschiede werden nur anhand der Position innerhalb der Gruppe deutlich. So ist eine gemeinsame Ausfahrt möglich, aber auch ein spannender Sprint oder eine packende Bergankunft. Zur gemeinsamen Unterhaltung wird noch ein Chat auf einer anderen Plattform gestartet, der allerdings meistens am ersten Berg ein wenig an Aktivität nachlässt. Spätestens nach der Bergankunft wird aber wieder fleißig fachgesimpelt und über die Möglichkeiten des Erwerbs von neuen virtuellen Laufrädern diskutiert, die, anders als im realen Leben, mit Schweißtropfen anstatt mit Geld bezahlt werden können.

Am Ende der Ausfahrt, bei der meistens der ein- oder andere mit einem Verbindungsabbruch ausscheidet, freut sich aber jede/r wieder auf das Wochenende, wenn man wieder mit vollem Einsatz im Matsch spielen kann!

Was man für Zwift braucht…

Um mitfahren zu können, benötigt man folgende Ausrüstung:

  • Einen Zugang zur Online-Plattform Zwift (14,99€ pro Monat, monatlich kündbar).
  • Eine steuerbare Rolle, in der einfachsten Ausführung bereits ab 200€ erhältlich aber die komfortableren und leiseren direktgetriebenen Modelle liegen in einer Preislage von ca. 600€. Nach oben gibt es wie immer keine Grenzen.
  • Ein Rennrad, möglichst aus Aluminium (Carbon ist empfindlich und muss vom Rahmenhersteller für den Betrieb mit einer Rolle freigegeben sein).
  • Ein Rechner oder Laptop mit halbwegs moderner Graphikkarte und mindestens Windows 10.
  • Einen Ant+-Adapter oder ein Bluetooth-fähigen Rechner.
  • Für den Chat ein Handy mit Headset.
  • Wenn gewünscht, weitere Sensoren wie Herzfrequenz oder Trittfrequenz (diese wird aber teilweise vom Trainer schon mitgeliefert)

Wer Interesse hat, ebenfalls mitzufahren, schickt bitte eine WhatsApp in unsere RSC-Gruppe und wird dann in die Zwift-Gruppe des RSC eingeladen. Wir freuen uns auf viele weitere Teilnehmer/innen!

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