In der grünen Hölle  – Radsportler vom RSC Werne bei „Rad am Ring“

Von Walburga Hernold

Die sagenhafte „grüne Hölle“, die Nordschleife des Nürburgrings, gehört zumindest im Motorsport zu den prestigeträchtigsten Kursen überhaupt.  Bis heute ist das 24h-Rennen auf dem Nürburgring ein Highlight im Motorsport-Kalender. Seit ungefähr 20 Jahren ist der Ring einmal im Jahr aber auch fest in der Hand des Radsports – so auch in diesem Jahr wieder am dritten Juli-Wochenende.  „Rad am Ring“ hat sich dabei längst einen ebenso mythischen Ruf erworben, wie diverse Motorsport-Events.

Im Programm von „Rad am Ring“ wird für nahezu jede Leistungsklasse etwas geboten, vom normalen Touren-Radler bis zur Rad- Bundesliga Fahrer. Sogar für die Kleinsten ist ein Kids Race im Angebot.  Highlights der Veranstaltung sind aber fraglos die Straßenrennen am Samstag sowie das 24h-Rennen, welches in Team-Größen vom Einzelstarter bis zu Teams aus 8 Fahrern bestritten werden kann. Wer keine 24h dabei sein möchte, kann bei Straßenrennen über 75 oder 150 km starten.  Rad am Ring ist also im wahrsten Sinne ein Großevent in der Radzene.

Die tolle Stimmung an der Strecke prägt das Event in besonderem Maße.  Die meisten Radsportler campen – zusammen mit Ihren Team- oder Vereinskollegen – von Freitag bis Sonntag auf dem Gelände. Verschiedenste Musikrichtungen beschallen dann den Kurs, ein Duft von Gegrilltem liegt abends über dem Gelände, während viele, die gerade nicht selber fahren müssen unaufhörlich andere Sportler im Wettkampf anfeuern. All das gibt dem Event ein ganz besonderes Flair, auf das ich mich schon Monate im Voraus gefreut habe.  Insgesamt waren 8.600 Sportler in den verschiedenen Disziplinen am Start. Bisher habe ich erst an einer anderen Radveranstaltung ein ähnliches Feeling erlebt, denn es ist für mich immer wieder faszinierend und beeindruckend, wenn mitzuerleben, wie viele radsportbegeisterte Menschen es gibt.

Los ging das sportliche Programm bereits am Freitagabend mit eine Einzelzeitfahren über die Nordschleife. Samstag folgten dann ab Mittag zunächst die Starter über die diversen Distanzen der Straßenrennen, bevor als Letztes kurz vor 13 Uhr der Start zum 24h-Rennen erfolgte.

Vom RSC Werne e.V. waren drei Vereinsmitglieder am Start.  Sandra, die gemeinsam mit Arbeitskollegen in einem Teamwettkampf startete. Für Sandra war es der erste Start bei RaR. Außerdem war mein Mann Peter zusammen mit seinem Freund Günther Kämper aus Lüdinghausen im 24h-Rennen für 2er-Teams gestartete. Ich hatte mich für das 150 km Jedermann am Samstag Rennen.

Mit dem 150 km Rennen begann Samstag um 12:30 Uhr die Rennen der Jedermänner und  -frauen.  Insgesamt waren 6 Runden mit jeweils über 500 Höhenmeter pro Runde zu bewältigen. Die Rennstrecke nutzte dabei einen Teil des Grand Prix-Kurses am Nürburgring, über die in der Vergangenheit Formel 1-Boliden jagten, und führte dann auf die Nordschleife, die mit dem Anstieg zur Hohen Acht topografisch außerordentlich anspruchsvoll ist. So kamen bei 150 km Gesamtstrecke gut  3100 Höhenmeter zusammen. Damit gehört der Rennkurs auf dem   Nürnburgring zum schwersten, was man in Deutschland als Hobbyfahrer in einem Rennen fahren kann.

Neben dem Anstieg sind  auch die kurvenreichen Abfahrten spektakulär,  besonders  die legendäre „Fuchsröhre“  fordert volle Konzentration, denn hier kann man leicht an die 100 km/h erreichen – mit dem Fahrrad!  Mehrfach schließt sich auf dem Kurs an eine steile Abfahrt eine knackige Gegensteigung an, so dass ich mich bei jeder Runde bemüht habe mit möglichst viel Schwung mit in diesen Gegenanstieg zu fahren.  Neben der Topografie bestand eine weitere Schwierigkeit des Rennens in den hohen Temperaturen, die vielen Teilnehmern, so auch mir, zu schaffen machten. So hieß es ausreichend trinken, und sich die Kräfte für die Dauer des Rennens einzuteilen. Insgesamt waren in diesem Rennen 20 Frauen am Start. Wobei die meisten Teilnehmerinnen in der Masters 2-Gruppe starteten. In der Klasse Masters 4,  in der ich startete waren keine weiteren Starterinnen. Das hat mich vor dem Start etwas demotiviert. Ich habe mir aber zwei Ziele gesteckt. Das erste war, das Rennen zu schaffen und schön wäre es wenn es mir als ältester Teilnehmerin gelänge,  nicht das Schlusslicht des Rennens  zu werden.

Als es dann soweit war und das Feld ins Rollen kam, war die Motivation und das Rennfeeling wieder da. Aufgrund der großen Hitze musste ich ab Runde 4 jedes Mal an der Verpflegungsstelle an der Hohen Acht anhalten, um mich mit Wasser abzukühlen und meine Trinkflasche aufzufüllen. Meine persönlich gesteckten Ziele habe ich mit dem 12. Platz im Frauenfeld erreicht.

Nachdem ich mein Rennen beendet und mich etwas erholt hatte, hatte ich Gelegenheit, Peter und Günni im 24h-Rennen zu unterstützen.  Beide lagen am Samstag zunächst noch auf dem vierten Platz ihrer Altersklasse 50+, konnten sich dann im Verlauf der Nacht aber auf den zweiten Rang (unter rund 30 Teams in ihrer Altersklasse) vorarbeiten und auf diesem Rang auch das Rennen abschließen.   Gemeinsam schafften sie in den 24h 25 Runden auf dem Kurs, was einer Distanz von mehr als 650 km entsprach.  Allein im 24h-Rennen waren rund 4500 Starter unterwegs, die am Sonntagnachmittag wieder das Ziel erreichten. Dass nach so vielen Stunden im Sattel bei der Zieldurchfahrt viele Emotionen spürbar wurden, kann man sich sicher leicht vorstellen. Die Freude jedes Einzelnen und das Jubeln der Teams sorgten  auch dieses Mal wieder für  Gänsehaut-Feeling – auch bei mir.   Den Abschluss des Wochenendes bildeten dann schließlich die Siegerehrung für die 24h-Fahrer, bei der auch Peter und Günni ihre wohlverdiente Ehrung bekamen.

Meinen großen Respekt haben alle Teilnehmer, die sich an dem RaR als Einzelstarter oder auch in den Teams 24 Std.  den sportlichen Herausforderungen stellen.  Chapeau! Wer mit vielen Gleichgesinnten ein unvergessliches Renn-Wochenende auf einem grandiosen Renn-Kurs erleben will, dem sei Rad am Ring wärmstens an Herz gelegt.

RSC Werne 20222

 

 

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