Von Drempels, Hebebrücken und Windmühlen

Früh um 7:30 Uhr fanden sich alle Fahrer umgezogen und mit gepackten Taschen vor dem Hotel ein. Die Taschen waren schnell verladen und die Fahrer des Begleitfahrzeugs eingeteilt. Heute waren Andre und Sacha an der Reihe, das Auto zu fahren und die Versorgung auf der Strecke sicher zu stellen. Von Arnhem ging es heute  über Gouda und Delft zum Fährhafen nach Rotterdam. Die flachen 170 km führten die ersten 100 km immer am Fluß Rijn entlang. In der Nacht hatte der Wind gedreht und wehte kräftig schräg von vorn. Schnell war jedem klar, was holländische Radler meinen, wenn sie sagen „Wir Holländer brauchen keine Berge, wir haben den Wind“ . Windkante fahren war angesagt.

Den Sonntagmorgen sah man den Holländern an. Besonders fein angezogen mit Anzug und Krawatte die Männer, die Frauen im Kleid, ältere Damen mit einem Hut auf dem Kopf, ging es auf dem Hollandrad zum Gottesdienst. Ungelogen! Voller Lob waren alle über die Radwege hier in Holland. Bester Asphalt, breit und in den Kreisverkehren haben die Radler Vorfahrt. Viel befahrene Straßen sind für die Radfahrer untertunnelt. Da können sich unsere Verkehrsplaner eine Scheibe von abschneiden!

Gewöhnungsbedürftig waren die Drempels. Künstliche Bodenwellen, die vor und in Ortschaften die Geschwindigkeit drosseln sollen. Meistens vier Stück kurz hintereinander. Wenn man nicht aufpasst, können einen diese Drempels auf dem Rad ganz schön durchschütteln….

Nach 40 km gab es Frühstückspause. Danach teilte sich die Gruppe. Ein paar Fahrer, die gern etwas schneller fahren wollten, gingen die nächsten Kilometer sportlicher an. Dabei machte Frederik Kremer als stärkster Fahrer die Pace. Das heißt, er fuhr vorne im Wind und die anderen nutzten seinen Windschatten.

Die zweite Gruppe ließ es etwas ruhiger angehen. Zwischendurch warteten Andre und Sascha mit dem Auto. Sie hatten einen Laden gefunden, der am Sonntag auf hatte und versorgten die Fahrer mit Bananen, Coca Cola und Wasser.

e727ebe3-f30d-4759-8376-641c71c233ff

Power Bars und Äpfel waren auch noch im Sortiment!

Das war bei der langen Strecke heute und dem Gegenwind eine willkommene Unterstützung. Die Strecke führte bis Gouda über flaches Land, unterbrochen von kleinen, von Grachten durchzogenen Siedlungen. Ab und zu stand eine der typischen holländischen Windmühlen am Straßenrand. In Delft, etwas 20 km vor dem Ziel in Rotterdam, kamen die beiden Gruppen wieder zusammen. In der wirklich schönen historischen Innenstadt machten wir ausgiebig Pause. Auffallend war das bunte und quirlige Treiben in den Innenstädten in Gouda und Delft. Kaum Leerstände, kleine, attraktive Läden, Restaurants und Gaststätten. Sonntagnachmittags ist in den meisten deutschen Innenstädten weit weniger los.

12a39488-7190-486f-9144-e7a467f178be

Wofür ein Begleitfahrzeug doch gut sein kann!
Hauptsache die Trikots sind beschriftet, ….

In Delft haben wir eine weitere holländische Besonderheit kennengelernt. Eine Brücke mit zwei großen beweglichen Bögen links und rechts. Die Fahrbahn hat auf der einen Seite eine Art Scharnier, auf der anderen Seite liegt sie frei auf einem Sockel auf. Wenn ein Schiff kommt, wird die Fahrbahn fast in die Senkrechte hochgezogen. So können auch große Schiffe oder Segelschiffe die Brücke passieren. Ist das Schiff durch, wird die Fahrbahn wieder abgesenkt und für den Verkehr freigegeben.

Ab Gouda änderte sich die Landschaft allmählich. Das ländliche verliert sich und weicht einer städtischen Umgebung. Hier beginnt der Großraum von Rotterdam. Rechtzeitig erreichten wir gegen 19:15 Uhr den Fährhafen. Die Räder wurden in den Anhänger verstaut und wir gingen an Bord der Fähre. Dort hatten wir für die Überfahrt für jeweils 4 Personen Kabinen gebucht. Ein anstrengender Tag voller schöner Eindrücke ging zu Ende.

Die zweite Etappe ist geschafft. Morgen früh sind wir in England.

(Bericht: Dirk Pohl)

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.